Stadtrat – die zweite
Vorweg sei angemerkt, dass es die vollkommen richtige Entscheidung der Fraktionen von CDU, FDP und Grünen war, die Stadtratssitzung vergangene Woche in Präsenz auf das Haushaltsgeschehen zu verkürzen. Denn die digitale zweite Sitzung des Rates dauerte nochmal über drei Stunden. In dieser Zeit wurden wieder wichtige Entscheidungen für unsere Heimatstadt auf den Weg gebracht. So wird mit der Deutschen Glasfaser neben der Telekom und Westnetz ein weiteres Unternehmen den Breitbandausbau in Mayen ab kommendem Jahr in Angriff nehmen können. CDU-Stadtratsmitglied Martin Reis dazu: „Wir begrüßen es sehr, dass der Glasfaseraufbau jetzt Fahrt aufnimmt. Noch offene Fragen konnten in der Sitzung geklärt werden. Allerdings bleibt der Anschluss großer Wohneinheiten, wie etwa in der Alten Hohl oder in Hinter Burg, vorerst ungeklärt. Wir hoffen, dass dieses Problem zum Wohle der dort lebenden Bürgerinnen und Bürger zeitnah geklärt wird. Denn der Breitbandausbau sollte nicht zu einer elitären Veranstaltung werden, an der nur Bewohner von Ein- oder Zweifamilienhäusern teilnehmen dürfen. Wir werden das im Blick behalten.“
Die Auflösung der Stadtentwicklungsgesellschaft und die Überführung des Wohnungsbestands an die Stadt wurden gegen die Stimmen von CDU und Grünen auf den Weg gebracht. Wir halten diese Entwicklung für den vollkommen falschen Weg und erwarten hier noch etliche Probleme auf die Verwaltung zurollen. In benachbarten Kommunen werden eigens Wohnbaugesellschaften gegründet und in Mayen machen wir die Rolle rückwärts. Sozialer Wohnungsbau durch die Stadt, wie einst in den Wahlkämpfen von SPD und Dirk Meid zum Ziel erklärt, rückt so in weite Ferne. Das wird es auf absehbare Zeit nicht mehr geben — Chance vertan.
Die verschiedenen Bebauungspläne wurden meist einstimmig beschlossen, so dass es mit den Planungen weiter gehen kann. Hier ist insbesondere das Projekt „Tennishalle“ am Stadion im Nettetal herauszuheben, welches jüngst im Kreissportausschuss auf Platz 1 der Prioritätenliste gesetzt wurde. Es besteht viel Grund zur Zuversicht, was diese millionenschwere private Investition der „Kleeblättler“ angeht. Millionenschwer wird auch das Projekt „Hochgarage“. Nach vielen Jahren der vergeblichen Planung und eines gescheiterten Architektenwettbewerbs liegt nun das Heil dieses Ankerprojekts der Stadtsanierung in privaten Händen. Der Stadtrat hat mit deutlicher Mehrheit das Ausschreibungsverfahren der beiden Grundstücke „Im Hombrich“ und „Im Keutel“ beschlossen. Auf letzterem soll nun nach Wunsch der Verwaltung eine privat finanzierte Hochgarage mit 200–240 Stellplätzen für den öffentlichen Verkehr entstehen. Wir sind gespannt, wie das Interesse potentieller Investoren sein wird und was man dem Stadtrat wann präsentiert. Die Zeit drängt leider. Ein vor wenigen Wochen in Andernach initiiertes vergleichbares Ausschreibungsverfahren konnte die Volksbank Rhein-Ahr Eifel für sich entscheiden. Also hoffen wir in Mayen auch auf ein glückliches Ende.
Der Jahresabschluss 2020 der Stadt konnte bereits wieder in der Dezembersitzung des Folgejahres beraten und abgestimmt werden. Für diese schnelle Arbeit sei unser besonderer Dank an die Kämmerei um Axel Spitzlei und das Rechnungsprüfungsamt um Peter Loser gerichtet. Neben diesen Dankesworten trug der Tobias Keßner, Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses, die Eckdaten des geprüften Zahlenwerks vor. Leider waren diese Zahlen mit einem Defizit von 2,8 Millionen Euro und eine auf 10,3% gesunkenen Eigenkapitalquote eher ernüchternd und sind sicherlich nicht alleine eine Auswirkung der Coronapandemie. Hier liegt in Mayen ein strukturelles Problem vor.
Mit dem Antrag zu einer abgestimmten Corona-Teststrategie in den Mayener Kindertagesstätte hatte die CDU bereits vor einigen Wochen den Fokus auf dieses Thema gelenkt. „In anderen Bundesländern ist eine „Lollitestung“ im Poolverfahren unserer Kleinsten bereits seit Monaten Gang und Gäbe. Im Mainzer Sozialministerium scheint man das Thema „Corona und Kitas“ scheinbar auszublenden und verfängt sich immer wieder in unsinnigen und verspäteten Richtlinien“ so der Fraktionsvorsitzende Christoph Rosenbaum. Die CDU-Fraktion ist daher sehr froh, dass sich das Mayener Jugendamt in der Zwischenzeit bereits des Themas angenommen hatte, und eine freiwillige Testung in den städtischen Kitas kurz bevor steht. Und dies ist für die Stadt auch noch kostenneutral – gut so!
Weniger gut vorbereitet war dann aus Sicht der CDU der Antrag der SPD-Fraktion zur Abgabe des Jugendamts der Stadt an den Kreis. Vor gut zwei Wochen hatte der SPD-Stadtrat Rolf Schäfer Ball ins Rollen gebracht. In Abwesenheit der SPD-Fraktionsvorsitzenden Sondermann stellte Schäfer im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) den Antrag zur „Abgabe des Jugendamts der Stadt Mayen“. Auch dessen haushalterische Auswirkungen sollten beraten werden. Nachdem die Diskussion schnell ergab, dass dieser Antrag auf den Haushalt 2022 keinerlei Auswirkung haben könnte, wurde die Beratung hierzu verschoben. Nun tauchte der Antrag auf der Tagesordnung des Stadtrates mit gleichem Titel wieder auf, jedoch in einer leicht abgewandelten Diktion. Dem Vernehmen nach gab es nach dem HFA erhebliche Verstimmungen aus den verschiedensten Bereichen über das unkoordinierte Vorgehen der SPD Mayen, da der Antrag gerade für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Mayener Jugendamts mehr oder weniger „aus dem Nichts“ kam. So kann man nach Ansicht der CDU-Fraktion nicht miteinander umgehen, sodass nun im Rat von unserer Seite eine klare Ablehnung des Vorgehens der SPD kundgetan wurde. Nach kurzer weiterer Diskussion zog die SPD den Antrag zurück, es soll nun zunächst im Ältestenrat über das weitere Vorgehen gesprochen werden. Die CDU-Fraktion versperrt sich sicherlich nicht, über offene Fragen zu diskutieren. Auch das Verhältnis zum Kreis muss dabei miteinbezogen werden. Aber diese Diskussion sollte zunächst inhaltlich geführt werden und darf sich nicht alleine an den finanziellen Auswirkungen orientieren. Und vor alle mit den Betroffenen und nicht über die Betroffenen!
Nach über drei Stunden ging die (hoffentlich) letzte der zahlreichen Sitzungen des Stadtrats in 2021 zu Ende. Ein Jahr mit Höhen und Tiefen für wahrscheinlich jeden von uns. Bleibt uns daher allen Bürgerinnen und Bürgern eine friedvolle und gesegnete Vorweihnachtszeit zu wünschen mit den besten Wünschen für das neue Jahr 2022. Bleiben Sie uns gewogen und vor allem, bleiben Sie gesund!