Des einen Freud, des anderen Leid
Trotz einer überschaubaren Tagesordnung, wurde der vergangene Donnerstag zu einem kleinen Sitzungsmarathon für die Mitglieder des Stadtrates und der Ausschüsse. Beginnend mit einer Sitzung des Kulturausschusses, einer folgenden gemeinsamen Sitzung von Haupt und Finanzausschuss mit den Mitgliedern des Kulturausschusses und einer darauffolgenden außerplanmäßigen Sitzung des Stadtrates wurden in teils sehr emotional geführten Debatten richtungsweisende Entscheidungen getroffen. Das Gute vorweg: Die Mayener Burgfestspiele haben einen neuen Intendanten, der auf den im kommenden Jahr scheidenden Daniel Ris folgen wird. Alexander May tritt hier in große Fußstapfen seines überaus erfolgreichen Vorgängers. Unserer Überzeugung nach hat er dafür aber das nötige Rüstzeug. Seine erfrischende, kompetente und gewinnbringende Art überzeugte die Mitglieder der CDU Fraktion und so konnte er sich in einem überaus starken Bewerberfeld gegen die beiden zuletzt noch übrig gebliebenen Mitbewerber klar durchsetzen. Mit Alexander May gehen die Burgfestspiele Mayen einer gesicherten und erfolgreichen Zukunft entgegen – mit dann hoffentlich einer für alle Kulturschaffenden besseren Ausgangslage. Wir wünschen ihm bereits jetzt viel Erfolg und ein glückliches Händchen.
Die Ausgangslage für den diesjährigen Lukasmarkt indes war alles andere als rosig. Die Verwaltung hatte mit sehr großem Aufwand ein alternatives Konzept für einen Lukasmarkt unter Coronabedingungen ausgearbeitet. Hierfür sei dem Team um Marktmeister Krämer, der hier zahlreiche Zuarbeiter aus der Verwaltung oder auch beispielhaft von der Feuerwehr hatte, sei ein großes Wort des Dankeschöns ausgesprochen. Das bereits bekannte Konzept mit einem eingezäunten Festgelände und begrenzter Besucherzahl wurde seinerzeit im Marktausschuss völlig zu Recht nicht verabschiedet. Zu groß war die Bedeutung für die Stadt und die Bürgerinnen und Bürger, dass hierzu folgerichtig eine Sondersitzung des Stadtrates einberufen werden musste. Unter dem Eindruck steigender Coronafallzahlen und den vom Oberbürgermeister zwar prophezeiten, allerdings nicht eingetretenen Lockerungen der Coronamassnahmen änderte die Verwaltung in der vergangenen Woche ihre Meinung, und schlug dem Rat nun eine Absage des Lukasmarktes vor. Sie sprang so auf den bereits mit hohem Tempo fahrenden Zug der im Rat vertretenen Fraktion auf, die sich frühzeitig bereits auf eine Absage des von der Verwaltung vorgelegten Konzepts positioniert hatten. Einhellige Meinung der Ratsleute war es, dass Konzept abzulehnen und somit den Lukasmarkt 2020 abzusagen. Zu groß war die Sorge um die Gesundheit aller aber auch die wirtschaftlichen Zweifel, ob ein solches Konzept überhaupt von den Marktbesuchern angenommen würde. Bereits in der Sitzung des Marktausschusses hatte die CDU angeregt, für den Fall der Absage Alternativen zu überdenken. Diese sieht die CDU-Fraktion möglicherweise in der Aufstellung einiger Fahrgeschäfte und Buden mit jeweils eigenen Hygienekonzepten von bevorzugt regionalen Schaustellern in der Innenstadt. Mit Mehrheit gegen die Stimmen der SPD und der FWM konnte zumindest die Tür hierfür offen halten. Die Aussagen einiger Ratsmitglieder der SPD hierzu ähnelten eher einer Vorhersage des zweiten Lockdowns, sodass deren Absage stringent war. Für die anwesenden Schausteller war das allerdings ein Schlag in die Magengrube. Es sollen nun zeitnah Gespräche mit der MY-Gemeinschaft stattfinden, um die Möglichkeiten für alle Beteiligten auszuloten. Dass so etwas erfolgreich umsetzbar ist, beweisen viele Beispiele im ganzen Bundesgebiet. Im Fokus muss allerdings immer dir Gesundheit aller stehen.
Sehr schmallippig waren die Antworten des Oberbürgermeisters zu dem Sachstand des von ihm ins Rollen gebrachten Hotelkonzepts „Schützenplatz“. Noch im letzten Sitzungslauf drückte der Verwaltungschef mächtig auf die Tube und hätte die Liegenschaft im Nettetal lieber gestern als heute veräußert. Nur mit viel Engagement konnte der Stadtrat ihn einfangen und mit weiteren Prüfaufträge dafür sorgen, dass die Stadt nicht blindlings in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang läuft. Bürgermeister Mauel in seiner Funktion als Vorsitzender des Beirats der Stadtentwicklungsgesellschaft teilte dann mit, dass das Ergebnis der anwaltlichen Prüfung kurz vor der Sitzung im Haus eingegangen sei und nun verarbeitet werde. Alles andere als ein vernichtendes Urteil über den notariellen Vertrag und den potentiellen Investor wäre eine Überraschung. Auch bedarf es Änderungen an dem erst vor kurzem aufgestellten Bebauungsplans. Bald werden wir hier vielleicht mehr wissen,
Mehr wissen wollten die Ratsfraktionen auch zu der Entwicklung des „Alten Rathauses“. Hier las man vor wenigen Tagen in der Presse, dass der potentielle Investor für die Errichtung eines Restaurants in der guten Stube Mayens aufgrund eines Zerwürfnisses mit der Verwaltung von seinen Zusagen zurück getreten war. Auch hier zeigte sich der Oberbürgermeister wenig mitteilsam und überließ Bürgermeister Mauel das Wort. Dieser klärte als Leiter der Bauordnung sachlich über das Verfahren der Baugenehmigung für das neue Restaurant der Familie Pelle im ehemaligen Gebäude von Gourmet Wagner auf. Letztlich ging es wohl nur noch um eine offene Teilgenehmigung für eine kleine, vom Vorgänger stammende und nicht genehmigte Räumlichkeit. Hieran entbrannte ein emotionaler Streit, der in der Folge zu einem wohl unüberwindbaren Zerwürfnis insbesondere zwischen dem Oberbürgermeister sowie dem Bauamt und dem Investor geführt hat. Hierdurch ist dem Image der Stadt ein erheblicher Schaden zugefügt worden und man sollte bedenken, dass das schon die zweite Pleite für die Gastronomie im Alten Rathaus war. Der Oberbürgermeister will nun sein Glück in einer weiteren Ausschreibung suchen – vielen Ratsleuten fehlt mittlerweile allerdings der Glaube, dass das Ergebnis des Bürgerentscheids jemals erfolgreich umgesetzt werden kann. Zu viele Unwägbarkeiten hält die unter Denkmalschutz stehende Immobilie für mögliche Investoren bereit. Die müssen vor einer erneuten Ausschreibung lückenlos auf den Tisch gelegt werden.
Bereits in 5 Wochen kommt der Rat wieder im schönen Bürgerhaus in Hausen zu seiner nächsten Sitzung zusammen und dann werden wir auch alle wissen, wer die Geschicke der Stadt in den kommenden 8 Jahren leiten wird.